9. Mai 2024 18:13

Ein schöner Spaziergang zu tanzenden Elfen

Auf einem imposanten Brunnen an der Dresdner Bürgerwiese tanzen drei Grazien zu Ehren von Wolfgang Amadeus Mozart. Ihre Formen sind feinster Jugendstil.

Was verbindet Dresden und den Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart? Ein kurzer Aufenthalt im Jahre 1789. Dauerhafter ist jedoch der „Mozartbrunnen“, der an der Dresdner Bürgerwiese steht.

Geschmückt ist er mit drei symbolischen Bronzefiguren. „Anmutige Grazie“, „Heiterkeit“ und „Ernsthaftigkeit“ sollen wesentliche Aspekte der Musik Mozarts versinnbildlichen. Sie sind ein eindrucksvoller Schmuck der Brunnenanlage, die gleichwohl nur wenige kennen.

Entworfen wurde der Dresdner „Mozartbrunnen“ in den Jahren 1903 bis 1904. Die Initiative zum Bau kam vom Mozartverein zu Dresden und dessen musikalischem Leiter Lois Schmitt. Die Aufstellung und Enthüllung erfolgte schließlich anlässlich des Mozartjahres 1907 in Dresden. Am 13. Februar 1945 wurde die Brunnenanlage stark zerstört. Wiederhergestellt wurde sie im Auftrag der Stadt Dresden von 1989 bis 1991.

Als ich 2012 das Buch „Das musikalische Dresden. Ein Streifzug durch Dresdens Musikgeschichte“ von Dr. Romy Petrick erwarb, gefiel mir auf Anhieb das Titelbild mit den drei überaus bewegungsreichen, grazilen und vergoldeten Frauenplastiken, die um einen säulenartigen Steinaltar mit dem Schriftzug „Mozart“ tanzen. Die Formensprache der Plastiken entspricht in vollendeter Art und Weise dem damals modernen Jugendstil. Sie erinnert an Arbeiten französischer Künstler wie Raoul Francois Larche, Agathon Leonhard, Pierre Roche und Francois Rupert Carabin. Beim „Tag des offenen Denkmals“ hatte ich 2015 im Garten der Dresdner Zionskirche die teilweise zerstörte Figur, die die „ernste Musik“ symbolisiert, betrachtet – ohne zu wissen, woher sie eigentlich stammte.

Wieso steht nun aber ein „Mozartbrunnen“ in Dresden, obwohl der Komponist nur ein einziges Mal in der Stadt weilte? Verbürgt ist, dass sich der Komponist vom 12. bis zum 18. April 1789 in Sachsens Hauptstadt aufhielt – eigentlich nur auf der Durchreise von Prag nach Berlin. Im April 1902 wandte sich der Dresdener Mozartverein mit einer Bitte an den Rat der Stadt. Ihm solle kostenfrei ein Platz für ein Mozartdenkmal bereitgestellt werden, das zu „Ehren und Gedächtnis des wohl für alle Zeiten in der Wertschätzung unseres Volkes feststehenden Komponisten Amadeus Mozart“ dienen würde. Der Verein wollte 25.000 Mark in das Projekt investieren. Am 16. Juni 1907 wurde schließlich nach diversen Querelen die imposante Brunnenanlage der Öffentlichkeit übergeben. Zugegen waren bei dieser Zeremonie unter anderem Prinzessin Mathilde und Prinz Johann Georg von Sachsen.

Im Bekannten- und Freundeskreis fragte ich hin und wieder, ob der „Mozartbrunnen“ an der Bürgerwiese in Dresden bekannt sei. Wo sei er genau zu finden? Keiner kannte die Brunnenanlage, auf der seit 1991 wieder die drei Bronzefiguren stehen. Feierlich wieder eingeweiht wurde sie am 5. Dezember 1991 anlässlich Mozarts 200. Todestag.

Der Bildhauer der drei Frauenfiguren war Hermann Kurt Hosaeus. Im Jahr 1875 in Eisenach geboren, hatte Hosaeus von 1891 bis 1892 an der Kunstgewerbeschule in Dresden studiert. Danach studierte er in Nürnberg, anschließend an der Kunstakademie München und dann an der Berliner Kunstakademie, wo er von 1898 bis 1900 Meisterschüler von Reinhold Begas war. Hosaeus starb 1958 in Berlin.

Sein Dresdner „Mozartbrunnen“ ist einen Ausflug wert. Doch wie gelangt man dorthin? Ein guter Ausgangspunkt ist das Deutsche Hygiene-Museum am Lingnerplatz. Vor dem Museumseingang biegt man nach links in die Blüherstraße ein. Kurz vor dem Ende dieser Straße im Blüherpark überquert man die Zinzendorfstraße: Nun kann man schon von weitem im Park die vergoldeten Figuren durch das Grün der Bäume erspähen. Wenn man Glück hat und die Sonne scheint, scheinen die Figuren in magischer Pracht geradezu zu erglühen. Steht man vor ihnen, wird man von ihrer Dynamik überwältigt. Man bestaunt sie von allen Seiten.

Details der Brunnenanlage fanden ihren Weg auch in die zeitgenössische Plastik. Die verschlungenen Bänder, die zwei der Figuren miteinander verbinden, werden in der Installation „Denkmal für den permanenten Neuanfang“ von Heike Mutter und Ulrich Genth zitiert, die derzeit auf dem Dresdner Neumarkt steht.

Der originale „Mozartbrunnen“ ist jedoch leider nicht in allerbestem Zustand. Er hätte mehr Aufmerksamkeit verdient. Das kleine Beet vor dem Denkmal war bei meinem Besuch ohne Pflanzen, obwohl es doch auch winterharte Anpflanzungen gibt. Ich vermisste eine Tonsäule, an der man Mozarts Musik hören könnte, wie beim Wagner-Denkmal im Liebethaler Grund. Es gibt keine ausführliche Informationstafel und keine Wegweiser, die zur Anlage führen.

Wer nach dem „Mozartbrunnen“ noch mehr Dresdner Brunnenkunst sehen möchte, kann noch zum „Mosaikbrunnen“ im Großen Garten nahe der Hauptallee wandern. Er wurde anlässlich der „Internationalen Gartenbauausstellung“ von 1926 in Dresden nach einem Entwurf von Hans Poelzig und seiner Frau Marlene Moeschke-Poelzig im Stil des Art deco errichtet. Dieser Brunnen, verziert mit tausenden farbigen Mosaiksteinchen, mutet wie ein orientalisches Märchen an.

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